Nachhaltiges Hundeleben – so geht’s!
Auch in der Hundewelt kommt der Ruf nach Nachhaltigkeit langsam, aber sicher an. Immer mehr Hundebesitzer fragen sich, wie sie das Zusammenleben mit ihrem Hund klimafreundlicher und nachhaltiger gestalten können.
Spätestens seit „Fridays for Future“ sind die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den Medien und in unserem Alltag so präsent wie nie zuvor. Mindestens wöchentlich, mancherorts auch öfter, gehen deutschlandweit tausende Menschen auf die Straßen, um sich für einen besseren Klimaschutz und die Eindämmung der Erderwärmung stark zu machen. Dass ein Handeln dringend notwendig ist, legen uns zahlreiche Nachhaltigkeitsberichte nahe; die Vereinten Nationen haben sich daher in der „Agenda 2030“ zur Umsetzung von 17 Nachhaltigkeitszielen – bis zum Jahr 2030 – verpflichtet.
Sei es der (gelegentliche) Verzicht auf Fleisch, die bewusste Auswahl von Produkten mit nachhaltiger und sozial gerechter Herkunft oder auch ein grundsätzlicher Konsumverzicht: es gibt viele kleine Stellschrauben, mit deren Hilfe Du als Hundehalter den ökologischen Pfotenabdruck Deiner Fellnase etwas reduzieren kannst!
Nachhaltigkeit – was ist das eigentlich?
Alle reden über „Nachhaltigkeit“, aber was bedeutet der Begriff überhaupt?
Der Nachhaltigkeitsbegriff stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft: angesichts einer Rohstoffkrise forderte ein sächsischer Forstwirt im Jahr 1713, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie auch gleichzeitig wieder nachwachsen konnte.
Ganz grundsätzlich geht es also um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen!
Auch die heutige Verwendung des Begriffs entspricht dem immer noch in etwa. Laut einer offiziellen Definition soll eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen, dass sowohl die gegenwärtigen Bedürfnisse der Menschen als auch die Bedürfnisse von nachfolgenden Generationen erfüllt werden können. Das beinhaltet also z.B., dass der Weltbevölkerung auch in Zukunft noch ausreichend Ressourcen und bewohnbarer Lebensraum zur Verfügung stehen sollen.
Und was bedeutet Nachhaltigkeit im Zusammenleben mit dem Hund?
Eine Schweizer Studie, die jüngst veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass sich insbesondere die Art der Fütterung sowie Autofahrten, die mit dem Hund zu Freizeitzwecken unternommen werden, auf den „ökologischen Pfotenabdruck“ unserer Hunde auswirken.
Je nach Art der Fütterung – Fertigfutter oder BARF – beträgt die Umweltbelastung durch einen durchschnittlichen Hund pro Jahr zwischen etwa einer bis ca. 2 Tonnen CO2-Äquivalent; eine andere Untersuchung aus 2018 kommt sogar auf 2,5 Tonnen. Zum Vergleich: der Durchschnitts-Schweizer in der genannten Studie verursacht 14 Tonnen CO2.
Angesichts der Tatsache, dass für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch etwa 16.000 Liter Wasser benötigt werden und ca. 12 Kilo CO2 in die Atmosphäre entweichen, sollte also der aktuelle Trend zur Fütterung mit möglichst hohem Fleischanteil besser einmal genauer unter die Lupe genommen werden – brauchen unsere Hunde wirklich so viel Fleisch, wie die Futterindustrie uns immer weismachen möchte?
Der Eine oder Andere mag die Antwort vielleicht nicht unbedingt gerne hören, aber: nein, brauchen sie nicht! Zahlreiche Untersuchungen an wildlebenden Hunden weltweit haben gezeigt, dass der Hund als Allesfresser ein außerordentlich breites Nahrungsspektrum hat. Und dabei steht nicht immer Fleisch ganz oben auf der Liste - sondern vielmehr menschliche Abfälle aller Art, Fäkalien & pflanzliche Nahrung.
Muss ich meinen Hund jetzt dem Klima zuliebe vegan ernähren?
Musst Du nicht, aber Du kannst es! Zumindest, wenn Du ein gut zusammengesetztes Alleinfutter oder ausgewogene selbstgekochte Rationen mit entsprechenden Futterergänzungen fütterst, ist das heutzutage unter dem ernährungsphysiologischen Gesichtspunkt durchaus möglich – auf dem Markt gibt es bereits eine umfangreiche Zahl an entsprechenden Produkten, und es werden immer mehr.
Zwar können tierische Proteine vom Hund einfacher verstoffwechselt werden, doch auch die pflanzlichen können durch entsprechende Vorbereitung (Kochen, Pürieren…) dem Körper gut verfügbar gemacht werden.
Du musst aber natürlich nicht gleich den ganz „radikalen“ Weg gehen – es gibt auch andere Möglichkeiten, Hunde nachhaltiger zu füttern.
Ein gesunder, normal aktiver Hund kommt auch mit einem geringeren tierischen Anteil im Futter gut zurecht, wenn die Zusammensetzung insgesamt stimmt; da reichen dann durchaus auch 40-50%.
Auch die Auswahl des tierischen Proteinlieferanten macht einen Unterschied: Hähnchenfleisch ist z.B. weitaus weniger klimaschädlich als Rindfleisch – und auch die Fütterung von Eiern oder Milchprodukten anstelle von Fleisch kann sich positiv auf den ökologischen Pfotenabdruck auswirken!
Wenn Dich das näher interessiert, empfehle ich Dir unbedingt einen Besuch auf klimatarier.com - mit dem CO2-Rechner dort kannst Du auf einem virtuellen Teller einzelne Rationen zusammenstellen und somit im Handumdrehen überprüfen, welche Auswirkungen diese jeweils auf das Klima haben.
Ich habe das hier z.B. einmal ausprobiert, indem ich in einer beispielhaften Tagesration von insgesamt 600 Gramm den Fleischanteil (Rind) durch Quark, Ei und Tofu ersetzt habe (es handelt sich um eine beispielhafte BARF-Ration lt. Swanie Simon für einen 30-Kilo-Hund):
Der Veggie-Tag
Meine ganz persönliche Empfehlung in Sachen nachhaltige Fütterung lautet, den Hund ein- bis zweimal pro Woche einen Veggie-Tag einlegen zu lassen – vorausgesetzt natürlich, dass er dies auch mag und verträgt.
Der obige 30-Kilo-Beispiel-Hund verdrückt in seinem Rinder-Menü 420 Gramm Fleisch am Tag; wenn er einmal wöchentlich darauf verzichtet, also an 52 Tagen im Jahr, können dadurch jährlich 21,84 Kilo Fleisch eingespart werden. Oder gar 43,68 Kilo bei zwei Veggie-Tagen pro Woche…
Zum Vergleich: der Durchschnitts-Deutsche verzehrt im Jahr 60,2 Kilo Fleisch.
Auch in BARF-Plänen wird übrigens gerne mindestens ein Fastentag bzw. fleischfreier Tag berücksichtigt – vor dem Hintergrund, den Verdauungstrakt zu entlasten.
Außerdem muss auch nicht jedes Leckerchen und jeder Kauartikel Fleisch beinhalten – auch hier gibt es bereits viele alternative Produkte, die von den meisten Hunden auch gerne genommen werden.
Insekten: die Proteinquelle der Zukunft?
Wer sich davor scheut, seinen Hund (sei es auch bloß zeitweise) vegetarisch oder gar vegan zu füttern, für den gibt es noch eine weitere interessante Alternative zu Fleisch: Insektenprotein!
In vielen menschlichen Kulturen stehen Insekten seit jeher standardmäßig auf dem Speiseplan, gelten teils sogar als Delikatesse, und auch in unserer westlichen Zivilisation werden sie zunehmend zum Thema.
Der Grund: die Produktion von Insektenprotein verbraucht weitaus weniger Ressourcen als die von Fleisch.
- Für ein Kilo Insektenmasse benötigt man zwei Kilo Futter – nur ein Viertel von dem, was ein Rind für die Produktion der gleichen Körpermasse benötigt (8 Kilo Futter).
- Für die Fütterung können auch Bio-Abfälle aus dem Lebensmittelbereich eingesetzt werden
- Die Emission von Treibhausgasen und der Wasserbedarf von Insekten liegt deutlich unter den Werten der konventionellen Viehhaltung
Und das Wichtigste: das Aminosäureprofil von Insektenprotein entspricht in etwa dem von Fleisch, es kann vom Körper also ähnlich gut verwertet werden!
„Aktuelle Forschungserkenntnisse deuten [jedoch] an, dass Insekten häufig eine nachhaltigere und kostengünstigere Alternative darstellen können, wenn man externe Kosten verursacht durch Ernte, Produktion und Transport wie z.B. für Frischwasser, Treibhausgasemissionen und fossilen Brennstoffverbrauch in die Gesamtkosten konventionell produzierter Lebensmittel berücksichtigt.“
(Afton Halloran und Paul Vantomme, „Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt“)
Hundefutter mit Insekten gibt es bereits in vielerlei Formen: von Belohnungssnacks über verschiedene Trockenfutter bis hin zu Nassfutter und sogar Fertig-BARF mit Insekten ist alles vertreten.
Auch für Allergikerhunde eignet sich Insektenprotein übrigens hervorragend: da die Krabbeltiere als Proteinquelle bislang noch recht selten auf dem hündischen Speiseplan stehen, werden sie im Rahmen einer Ausschlussdiät meist ohne Probleme vertragen.
Darf ich mit meinem Hund nur noch „um den Block“ gehen?
Um noch einmal auf die oben erwähnte Schweizer Studie zurück zu kommen: der ökologische Pfotenabdruck unserer Hunde wird neben den 64%, die zu Lasten der Futterproduktion gehen, auch zu einem Anteil von 17% durch gassibedingte Autofahrten verursacht.
Du musst zwar nicht unbedingt nur noch um Deinen eigenen Wohnblock spazieren gehen, das kann für Hund (und Mensch) auf Dauer etwas langweilig werden – aber ja, es kann sich tatsächlich auszahlen, nicht für jeden Spaziergang mit dem Auto irgendwohin zu fahren.
Vielleicht lässt sich ja auch auf altbekannten Strecken etwas Abwechslung einbauen (z.B. Suchspiele unterwegs, die gewohnte Runde andersherum gehen usw.) – oder Du könntest statt des Autos auch einfach einmal das Fahrrad nehmen. Hierzu bieten sich z.B. spezielle Fahrradanhänger oder auch Lastenräder an; ein kleiner Hund kann mit entsprechender Sicherung sogar im Fahrradkorb am Lenker transportiert werden.
Tipps, wie Du ab sofort Deinen Alltag mit Hund nachhaltiger gestalten kannst
Neben der bereits angesprochenen Fleischreduktion, dem Veggie-Tag und dem Verzicht auf Autofahrten möchte ich Dir hier noch ein paar weitere Tipps für etwas mehr Nachhaltigkeit im Hundealltag mit auf den Weg geben, die Du ganz schnell umsetzen kannst.
- Verpackung
Achte – insbesondere bei Trockenfutter – auf die Verpackung und entsorge diese richtig.
Der Großteil des Futters kommt leider immer noch in Plastiksäcken daher – es gibt aber auch viele Hersteller, die ihre Produkte bereits in Papiersäcken verkaufen. Papier kann um einiges besser recycelt werden als Kunststoff! Auch bei Kunststoffverpackungen ist es wichtig, dass diese richtig entsorgt werden (gelbe Tonne bzw. Wertstofftonne) – nur so kann gewährleistet werden, dass sie tatsächlich recycelt und nicht verbrannt werden.
Die Konservendose, wie wir sie beim klassischen Nassfutter finden, ist übrigens gar nicht so umweltschädlich, wie sie auf den ersten Blick scheint: das Weißblech kann bei richtiger Entsorgung nämlich beliebig oft wieder aufgearbeitet werden. Dennoch sollten wir uns mit Dosen aus gesundheitlichen Gründen eher zurückhalten: die Kunststoffbeschichtung im Inneren vieler Konserven ist mit BPA belastet – also mit einem hormonell wirksamen Gift, das unter anderem Krebs erregend wirkt.
Viele Leckerchen und Kauartikel bekommst Du im Fachhandel sogar lose – als sogenanntes „Bulk Food“. Wenn man damit an der Kasse steht, fühlt man sich ein bisschen wie im Unverpackt-Laden für Hunde…
- Materialien und Herstellungsprozess
Spielzeuge und sonstiges Zubehör aus ökologisch unbedenklichen Materialien und nachhaltiger Herstellung kaufen.Hier lohnt es sich, auf entsprechende Zertifizierungen und Produktionsbedingungen (z.B. kleine Manufakturen, Fertigung in Sozialwerkstätten etc.) zu achten. Schadstoffarme, biologisch abbaubare Naturmaterialien sind selbstverständlich auch gesünder für Deinen Hund als Kunststoffe, die krebserregende Weichmacher enthalten können.
- Upcycling / DIY
Mit wenig Aufwand lassen sich auch aus ausgedienten Alltagsgegenständen tolle Dinge für Hunde kreieren. Sei es ein Zerrspielzeug aus einer zerschlissenen Jeans, ein Hundebett aus einem alten Sweatshirt, eine Hundedecke aus Stoffresten oder ein Intelligenzspielzeug aus Plastikflaschen: der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. (Fast) alles, was dem Hund gefällt, ist erlaubt!
- Konsumverzicht
Das ist wohl der absolut wichtigste Punkt von allen. Denn der nachhaltigste Konsum ist jener, der gar nicht erst entsteht! Muss ich die zehnte Leine und das zwanzigste Halsband wirklich kaufen – oder können mein Hund und ich vielleicht auch mit den neun bzw. neunzehn zufrieden sein, die wir bereits haben? Es kann sich lohnen, Kaufentscheidungen gut zu überdenken und bewusst zu treffen – und wenn tatsächlich etwas angeschafft werden soll, dann sollte es von guter Qualität sein, die möglichst ein Hundeleben lang hält.
Am Ende des Tages dürfen wir allerdings auch nicht vergessen, dass unser eigener ökologischer Fußabdruck um einiges größer ist als der unserer Hunde!
Daher sollten wir natürlich auch in unserem Menschen-Alltag nach Möglichkeiten zur nachhaltigen Optimierung suchen: beim Fleischverzehr, beim Konsumverhalten, bei der Fortbewegung…
Der allerwichtigste Tipp für den Weg zu einem nachhaltigeren Leben ist übrigens dieser hier:
Lass es langsam angehen!
Der Versuch, radikal von heute auf morgen Dein komplettes Leben umzustellen, kann zwangsläufig nur in Frust und Resignation enden.
Es ist wichtig, erst einmal mit kleinen Schritten und Erfolgserlebnissen anzufangen.
Suche Dir also zunächst einzelne Punkte heraus, die Du leicht in Deinen Alltag integrieren kannst – und gehe erst den nächsten Schritt, sobald diese zur Routine geworden sind! So kannst Du sicher sein, dass Du auch wirklich langfristig auf Deinem Weg in ein nachhaltigeres Leben bleibst.
Hilfreiche Links im Artikel
Offizielle Definition der Nachhaltigkeit
Schweizer Studie zum ökologischen Pfotenabdruck
Weitere Untersuchung aus 2018 von "Zwei Grad eine Tonne"
Untersuchungen an wildlebenden Hunden weltweit
Da reichen dann durchaus auch 40-50%
Pro Kopf Verzehr an Fleisch in D: 60,2 Kilo Fleisch
Vereinte Nationen: "Insects for food and feed"
„Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt“
BUND: "Hormongift aus der Dose
Vielen Dank an unsere Autorin Maike. Ihr findet sie sie im Netz und in dem sozialen Medien unter:
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