Hundehalter versus Hundebesitzer
Eine Freundin sagte sinngemäß zu mir: „Ich finde es falsch, sich selbst als Hundebesitzer zu bezeichnen. Es degradiert unseren Gefährten, ohne dass wir es eigentlich so ausdrücken wollen, zu einem Gegenstand. Wir besitzen unsere Hunde nicht, wir halten sie.“
Und für mich stimmt das so und immer zucke ich zusammen, wenn ich das Wort „Besitzer“ in diesem Zusammenhang höre.
Ja, natürlich, es ist so!
Wir sind verantwortlich, wir haben sie auf unseren Namen angemeldet, wir zahlen Steuern und kaufen ihr Futter. Es ist unser gutes Recht, sie als unsere Hunde zu bezeichnen. Wir tun das selbstverständlich auch, klar, das geht mir so leicht über die Lippen wie ich sagen kann meine beste Freundin oder mein Ehemann.
Aber besitzen?
Nein, ich besitze meine Gefährten nicht. Meine Hunde sind Familienmitglieder, und genauso wenig, wie ich Freunde oder einen Partner besitze, genauso wenig besitze ich meine beiden Bulldoggen. Klar, so ganz frei sind sie nicht, sie brauchen mich und sind erstmal auf mich angewiesen. Aber ich respektiere auch, dass es sich um Individuen handelt.
So wird zum Beispiel nach Möglichkeit keiner unserer aus dem Auslandstierschutz stammenden Hunde umbenannt, wenn es sich vermeiden lässt. Sie tragen ihre Namen schon, sind an sie gewöhnt, es ist Teil ihrer selbst. Sie haben ja auch nicht mehr als diese eine Erinnerung an ihr früheres Leben. Ich gebe zu, bei jedem einzelnen Hund liebäugle ich damit, ihnen noch klangvollere Namen zu geben, aber letzten Endes siegt doch immer das Gefühl: nein – mein Hund trägt bereits einen Namen und den behält er.
Wikipedia sagt zum Begriff Hundehalter: „Hundehaltung bezeichnet die Aufzucht, Abrichtung/Schulung, Pflege, Ernährung von Hunden und das allgemeine Zusammenleben mit diesen als Haustier.“ (Stand 17.7.17). Der Begriff Hundebesitzer führt zu dem der Tierhaltung und drückt folgendes aus: „Tierhaltung bezeichnet die eigenverantwortliche Sorge des Menschen für ein Tier, über das er die tatsächliche oder rechtliche Verfügungsgewalt hat.“ Hier geht es um Verfügungsgewalt, Haftung und Nutzen der Haustiere.
In diesem Hundeforum schreibt das Mitglied Kyra: "Eigentümer bist du, wenn der Hund dir rechtlich zugeordnet ist, du ihn beispielsweise mittels Rechtsgeschäft erworben hast (§ 903 BGB). Besitzer bist du, wenn du die Sachherrschaft über den Hund hast. Der Hund sich also bei dir befindet und du den Umgang mit ihm hast. Dazu musst du nicht Eigentümer sein. Du kannst dann unmittelbarer Besitzer sein (§ 854 BGB), aber auch mittelbarer Besitzer (§ 868 BGB). Als Halter giltst du, wenn du für die Erhaltung des Hundes in eigenem Interesse überwiegend aufkommst. Also Futter kaufst, Steuern zahlst und das nötige Zubehör anschaffst.“
Kommt es bei Herrchen und Frauchen zu einer Scheidung, gilt folgendes: Der Hund, der während der Beziehung angeschafft wird, ist laut Rechtsanwältin Simone Braun „rechtlich als gemeinsamer „Haushaltsgegenstand“ zu betrachten (bei Getrenntleben: § 1361a BGB bzw. im Rahmen der Scheidung: § 1568 b BGB). Tiere sind zwar keine Sachen, aber dennoch sind die für Sachen geltenden Vorschriften anzuwenden (§ 90a BGB).“
Rechtlich ist die Sache also klar geregelt und sicher sind die meisten Hundebesitzer auch Hundehalter. Umgangssprachlich sieht das vielleicht ein wenig anders aus. Die Frage, die mich umtreibt ist: Was wollen wir denn sein? Mit welchem Begriff assoziieren wir Besitz und Haltung und was sagt das über unsere Beziehung zu unserem Vierbeiner aus?
Versteht ihr, was ich meine? Es geht mir um mehr um etwas metaphysisches, als um die praktische Handhabung der Bezeichnung. Im wahrsten Sinne um die Haltung.
Den Hunden ist es ja sicher erstmal egal, wie wir uns bezeichnen. Und natürlich kann man bestimmte Worte auch ganz umgehen, indem man sagt: meine Hunde sind Familie, Freund oder Gefährten. Wenn uns unsere Lieben ganz nah sind, sind wir auch noch das Frauli, Herrchen und Hundemami- oder Papi.
Worte haben eine große Macht
Worte transportieren unsere Haltung oder drücken Unbewusstes aus. Wenn ich mich nun selbst daran erinnere, dass ich Hundehalter sagen möchte, statt Hundebesitzer, dann weil es mir ein persönliches Anliegen ist. Ich möchte meinen winzig kleinen Teil dazu beitragen, dass der eine oder andere den Umgang mit seinem Tier vielleicht noch ein wenig bewusster wahrnimmt, als es bereits der Fall ist.
Wir leben in einer Welt, wo das Wort Hundebesitzer weit verbreitet ist und überall Verwendung findet. Allein aus Gründen der Suchmaschinenoptimierung muss ich es verwenden, denn danach sucht unsere Zielgruppe. Wir wollen ja gefunden und gelesen werden. Darum kann ich es leider nie so ganz vermeiden.
Alleine bei Google findest du mehr als doppelt so viele Ergebnisse zu Hundebesitzer. Wenn du beispielsweise bei den Instagram Hashtags schaust, siehst du sechsmal mehr das Wort #hundebesitzer. Hundehalter, so verstehen sich vermutlich die wenigsten.
Aber gerade deswegen
muss ich diesen Artikel heute schreiben. Machen wir doch noch heute Schluss mit dem Besitz im Kopf. Wir halten uns für Freunde – also drücken wir es doch so aus. Wir halten unsere Hunde, wir besitzen sie nicht. Auch wenn das Recht noch lange nicht so weit ist, … aber mittlerweile gibt es die ersten Länder, die für sich festgelegt haben, dass Tiere keine Sachen sind. ein Huld an dieser Stelle an eines meiner Lieblingsländer Kolumbien!
Wer macht mit?
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von der Hundeschule Hund Mensch Uni in Echem und Fotografie Anna Uplegger! Danke auch an die Modelle Jerry, Saba, Theo, Maya und Rubeus Hagrid. :-*