Hundemäntel für Hunde im Praxistest
Katinka hat folgende Modelle getestet:
Zum ersten Teil: Einen Mantel für den Hund - Wer braucht denn sowas?
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Jagdweste "Hunter" von "Non-Stop Dogwear"
Der erste Mantel, ein Erbstück von unserer Hundetrainerin, ist eigentlich eine Jagdweste von "Non-Stop Dogwear". Diese „Hunting Jacket“ ist eigentlich konzipiert, um Hunde im jagdlichen Einsatz in Wald und Gestrüpp vor Verletzungen am Rumpf zu schützen und gleichzeitig gut sichtbar zu machen. Sie deckt nicht den ganzen Rücken bis zum Rutenansatz und auch nicht die Hinterläufe ab. Für winterliche Temperaturen ist sie daher nicht geeignet, aber ideal für die Übergangszeit und als solche auch immer noch bei uns in Gebrauch. Außerdem ist sie aufgrund der Signalfarbe und der großen seitlichen Reflektorstreifen sowohl bei der Dummyarbeit als auch bei Gassirunden in der Dämmerung sehr praktisch! Non-Stop Dogwear hat mittlerweile seine Produktpalette bei den Hundemänteln umgestellt, „unser“ Modell ist nicht mehr erhältlich. Ich würde diese Jacke allerdings in dieser Ausführung auch nicht mehr kaufen.
- Sie hat „Ärmel“, in denen die Vorderläufe stecken. Das ist zum einen beim Anziehen eher unpraktisch. Da diese „Ärmel“ zunächst zu lang waren, brachen außerdem Rudis kurze Haare dauernd ab. Mit etwas nähwerklichem Geschick konnte ich die Ärmel kürzen und zusätzlich umsäumen, jetzt besteht das Problem nicht mehr.
- Das Innenmaterial ist aus Fleece, welches sich schnell elektrisch auflädt (bei langhaarigen Hunden sicher nicht angenehm) und bei kurzhaarigen Hunden ebenfalls zu Haarbruch führen kann.
- Die Klettverschlüsse auf dem Rücken sind einfach unpraktisch! Auch diese musste ich etwas versetzen, damit die Passform einigermaßen hinkam.
Die Jagdweste Hunter kannst Du hier erwerben.
Da die „Hunting Jacket“ nicht ausreichend wärmte, musste spätestens mit Eintritt der Minustemperaturen etwas Neues her. Da Rudi als Jagdhund-Mix zwar sehr schlank ist, aber einen tiefen Brustkorb hat, war die Passform des Mantels das entscheidende Kriterium für uns. Es brauchte ein paar Besuche im Fachhandel – leider ohne Erfolg – und etliche Modelle bei diversen Onlinehändlern, bis wir mit dem „Extreme Warmer“ von Hurtta endlich ein passendes Modell fanden.
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„Extreme Warmer“ von Hurtta
Der Vorteil bei dieser Jacke:
- Durch den individuell verstellbaren Gurt, der unter dem Bauch verläuft und über eine Schließe im Lendenwirbelbereich fixiert wird, passt der Mantel auch bei einem tiefen Brustkorb und zugleich schlanker Taille optimal.
- Durch die innenliegende silberne Schicht wird die eigene Körperwärme des Hundes reflektiert und der Hund so gewärmt.
- Durch einen Druckknopf und Gummibändern an den Hinterläufen wird ein Verrutschen vermieden. Der Druckknopf, das mussten wir erst lernen, sollte allerdings ganz schnell wieder geöffnet werden, wenn der Hund den „Töpfchentanz“ aufführt ;-) Rudi hat zum Glück von Anfang an den Mantel akzeptiert und fortan einen riesigen Spaß im Schnee entwickelt.
- Zwei Durchlässe, eine am Hals für die am Halsband befestigte Leine, eine weitere im Brustwirbelbereich, was praktisch ist für alle Geschirrträger.
- Super ist auch der doppelte Kragen - der innere ist ebenfalls mit der wärmereflektierenden Schicht und einem Gummizug ausgestattet - der auch den Hals und sogar die Ohren vor Unterkühlung schützt und nebenbei wie ein lässiger Hoodie aussieht. Die seitliche reflektierende Muster sieht ebenfalls schick aus, ebenso wie der dezente graue „Basis-Farbton“.
- Auch die farbigen Varianten wie die aktuelle Saisonfarbe „Weinrot“ kommen edel daher.
Nachteile bei diesem Modell:
- Das Obermaterial ist nicht wasserabweisend und der Mantel daher bei Gassirunden im eiskalten Novemberregen entsprechend schnell durchnässt wird.
- Auch innen verlaufende Nähte stellten sich wieder als „Haarfänger“ heraus.
- Nach mehrmaligem Waschen leidet die silberne Schicht etwas und ein Gummiband musste ich wieder festnähen.
- Außerdem trug die Jacke ein paar kleinere Löcher von diversen Ausflügen meines Energiebündels ins Unterholz davon.
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„Alpha Pro Jacket“ von Non-Stop-Dogwear
Daher schaute ich mich nach dem ersten Winter nach einer Alternative um. Fündig wurden wir wieder bei Non-Stop Dogwear.
Die norwegische Marke ist spezialisiert auf aktive Hunde, egal ob jagdlich geführt oder im Zughundesport eingesetzt. Entsprechend robust und sportlich sind die Produkte designed. Die „Alpha Pro Jacket“ ist in blau und rosa (definitiv nicht unsere Farbe!) erhältlich. Bei der Größe entschied ich mich für eine Nummer größer als bei dem Mantel von Hurtta, der geschlossen doch etwas kurz geschnitten ist. Ein Gummizug am Hals und am Rutensatz sowie ein ebenfalls verstellbarer Bauchgurt sorgen für ausreichende Anpassung der Passform. Die dicke Wattierung wärmt auch bei sehr kalten Temperaturen und im Schnee, die Jacke deckt wunderbar insbesondere die Oberschenkel ab. Das glatte und beinahe nahtfreie Innenmaterial schont das Fell und das Außenmaterial hält die Feuchtigkeit einige Waschgänge lang gut ab. Der weite Kragen ist praktisch, um den Hund am Halsband schnell an- und abzuleinen, eine Öffnung im Brustwirbelbereich ermöglicht wie beim Hurtta das Anleinen an einem Geschirr. Der Mantel ist äußert schnell angezogen, Rudi „schlupft“ durch den weiten Kragen rein, Bauchgurt drum, bei Bedarf Hinterläufe durch die breiten und stabilen Gummibänder, fertig! Einzig das Futter hat durchs Waschen etwas an „Fluffigkeit“ verloren. Einziger Nachteil sind die wirklich sehr klein gehaltenen reflektieren Punkte an der Seite und die reflektierenden Nähte. Dadurch, dass unser Leuchtehalsband im weiten Kragen regelrecht „verschwindet“, fällt die Sichtbarkeit in Dunkelheit eher mau aus. Optisch trägt der Mantel von Non-Stop Dogwear deutlich mehr auf, Rudi erinnert beim Springen im Schnee an ein gepanzertes Ritterpferd. Preislich geben sich beide Mäntel nichts: Die „Alpha Pro Jaket“ liegt bei 75 Euro, der „Extreme Warmer“ von Hurtta bei 80 Euro.
Kurz zusammengefasst solltet Ihr beim Kauf auf Folgendes achten:
1) Passform und Länge
Achtet auf eine gute Passform! Der Hund sollte sich gut darin bewegen, sie sollte also weder zu groß noch zu eng sitzen. Die Beweglichkeit der Rute ist auch wichtig, euer Hund soll doch noch kommunizieren können! Messt daher die Rückenlänge exakt von der Stelle zwischen den Schulterblättern bis zum Rutenansatz aus, der Hund sollte dabei stehen. Meist wird die Länge in 5cm-Schritten angegeben, wählt im Zweifel lieber das etwas kürzere Modell oder testet beide Größen. Mit etwas Geschick kann man mit ein paar Stichen oder eine Sicherheitsnadel am Rutenansatz Wunder bewirken. Der Bauch sollte bedeckt sein. „Ärmel“ sind dagegen eher unnötig und können bei schlechter Passform nicht nur scheuern, sondern auch die Bewegungsfreiheit einschränken. Wichtiger ist, dass Hals und Oberschenkel abgedeckt sind. Bei Rüden ist außerdem darauf zu achten, dass die Genitalien freiliegen (Achtung, Pinkelalarm!) und hier keine Scheuerstellen entstehen.
2) Praktikabilität
Klett- und Reißverschlüsse sind einfach unpraktisch, nicht nur bei Hunden, die kaum stillstehen können. Außerdem ist damit die Passform meist vorgegeben. Bei Hunden mit „Sondermaßen“ eher suboptimal. Am bequemsten lassen sich Mäntel anziehen, bei denen der Hund durch einen Halskragen einschlupfen kann, der „Bauchgurt“ zwischen den Vorderläufen nach hinten geführt wird und mit einem Steckverschluss am Rücken festgezurrt wird. Vorteil ist hierbei auch, dass dieser stufenlos verstellt und so dem Brustumfang angepasst werden kann. Zusätzliche Gummibänder um die Hinterläufe vermeiden ein Verrutschen. Praktisch sind auch weitere „Anpassungsmöglichkeiten“ z.B. am Hals oder am Rutenansatz.
Material: Wasserabweisende Materialien sind sehr zu empfehlen, wenn es schneit oder regnet. Ein durchgeweichter Mantel lässt den Hund dagegen nur noch mehr frieren. Reflektierende Elemente sind ebenfalls praktisch, vor allem weil Leucht-Halsbänder meist im Kragen „verschwinden“. Bei einem aktiven Hund wie Rudi, sollte der Mantel bei wenigstens 30 Grad waschbar sein - Dreck ist unvermeidlich ;-) Nach mehrmaligem Waschen empfiehlt es sich, die Imprägnierung mit handelsüblichen Sprays (aber bitte nur auf der Außenseite) aufzufrischen.
Preis und Bezugsquellen: Für einen guten und hochwertigen Hundemantel sollte man schon zwischen 60 – 100 Euro investieren. Dafür bekommt man dann aber auch einen Mantel, an dem man länger Freude hat. Vor allem die Verarbeitung der Nähte ist ein K.O.-Kriterium. Gummibänder werden oft nach mehrmaligem Waschen brüchig. Mit etwas Geschick lassen sich aber neue Gummibänder annähen. Es lohnt sich, sich zunächst einmal im Fachhandel vor Ort sich beraten zu lassen, um ein Gefühl für die verschiedenen Passformen zu bekommen. Online-Shops haben zwar meist eine größere Auswahl an Marken, aus eigener Erfahrung muss man hier jedoch oft viele verschiedene Modelle und Größen testen. Klärt ab, ob ihr auf Auswahl bestellen könnt und der Rückversand kostenlos möglich ist. Manchmal ist das auch im Fachhandel Eures Vertrauens möglich. Support your local dealer!
Mein persönliches Fazit:
Wenn euer Hund friert, zieht ihm gefälligst einen Mantel an! Eitelkeit hin oder her – die Gesundheit eures Hundes ist entscheidend! Außerdem gibt es mittlerweile die unterschiedlichsten Modelle, da wird jeder fündig. Klickverschlüsse mit Steckschnallen sind praktischer als Klett- oder Reißverschlüsse. Achtet bei der Auswahl auf die richtige Länge und Passform und reflektierende Elemente sowie wasserabweisende Materialien sind immer zu empfehlen. Letztlich lässt euch euer Hund ganz schnell wissen, was er von seinem Mantel hält. Getrost ignorieren könnt ihr allerdings all die dummen Kommentare von Unwissenden, die immer noch Klischees im Kopf haben. Bei meinem stattlichen schwarzen Rüden fallen die meisten Kommentare sogar sehr positiv aus: „Der hot ja an Mantel o! Mei, schaut des liab aus.“