Einen Mantel für den Hund - wer braucht denn sowas?
Danke an Katinka Zimmer aus dem schönen Kempten für ihren Beitrag.
Hundemantel - ja oder nein?
Beim Stichwort „Hundemäntel“ hat mancher unweigerlich bestimmte Bilder im Kopf. Von kleinen Kläffern in karogemusterten oder quietschrosa Mäntelchen, wahlweise auch in Strickoptik oder Leoprint, verziert mit Plüschbommeln, Pelz (ja, das gibt es perverserweise wirklich!) oder Strasssteinchen, die so gekleidet mehr als Accessoire herhalten. Ich muss zugeben, das war bis zu dem Zeitpunkt, als wir Rudi zu uns holten, auch mein Bild von Hundemäntel. Aber gut, Klischees kommen ja auch nicht ganz von ungefähr… Ich war jedenfalls der Meinung, dass mein Hund, ein stattlicher schwarzer Rüde mit stolzer Attitüde und noch mehr Power, keinen Mantel bräuchte. Aber Rudi ist Südländer. Weil er aus dem Tierschutz kommt, können wir nur vermuten, was in ihm drinsteckt: Möglicherweise irgendeine Mischung aus Viszla und Deutsch-Kurzhaar, auf jedem Fall nicht wirklich für den Allgäuer Winter gemacht. Rudi hat nämlich praktisch keine Unterwolle. Als die ersten kühlen Tage im Herbst aufzogen, bibberte Rudi so herzzerreißend, dass ich ganz schnell meine Meinung änderte.
Doch wann braucht mein Hund überhaupt einen Wintermantel?
Ich persönlich habe sofort gesehen, dass mein Hund friert: Starkes Zittern, ein runder Rücken und ein ggf. eingezogener Schwanz sprechen eine eindeutige Sprache! Wenn der Hund diese Anzeichen zeigt, solltet ihr alle Animositäten über Bord werfen und Eurem Hund ein warmes Outfit für den Winter kaufen. Aber auch nervöses Trippeln oder generelle Unruhe, ein enges Anschmiegen an Frauchen oder Herrchen oder ein ungewohntes Ziehen an der Leine (der Drang nachhause zu kommen) können Anzeichen dafür sein, dass der arme Hund friert!
Doch manchmal kann ich nur den Kopf schütteln, ob der vielen Hundehalter*innen, die ihren Hund offenbar nicht ausreichend genau beobachten. Dabei tut ihr nicht nur Eurem Hund einen Gefallen, sondern letztlich auch Euch und ggf. sogar Eurem Geldbeutel. Neulich wurden wir von einem vollkommen heiseren Boxerrüden, der bei Minustemperaturen offenbar längere Zeit in seinem Garten weilen musste, verbellt – der arme Kerl! Ja, auch Hunde können sich eine Erkältung holen oder gar an einer Lungenentzündung erkranken. Die Tierarztkosten kann man sich durch eine entsprechende Erkältungsprophylaxe, u.a. mit einem guten Mantel getrost sparen.
"Vor allem kurzhaarige Hunde, Hunde ohne Unterwolle und kleine Hunde sind kälteempfindlicher"
Als Hundemensch tragen wir letztlich auch die Verantwortung für die Gesundheit unserer Fellnasen! Rudi ist jedenfalls, seit er seinen Mantel trägt, bei kalten Temperaturen deutlich entspannter, insbesondere bei längeren Gassirunden und das färbt natürlich auch auf meine Laune ab. Besonders betroffen sind übrigens alle Hunderassen mit sehr kurzem Haar bzw. wenig oder gar keiner Unterwolle sowie kleine Hunde, die aufgrund der „Bodennähe“ deutlich stärker von kalten Temperaturen (bei Bodenfrost oft sogar eher, als wir Menschen das vermuten) betroffen sind. Aber auch älteren und kranken Hunden tut man mit einem Mantel einen Gefallen, insbesondere wenn durch eine eingeschränkte Beweglichkeit die Körpertemperatur schlecht alleine in Schwung gehalten werden kann.
Man sollte sich allerdings der Tatsache bewusst sein, dass man häufig die feinen Nuancen der Körpersprache des Hundes nicht mehr richtig wahrnehmen kann, wenn der Mantel etwas aufträgt. Auch für andere Hunde und deren Halter*innen sind sich sträubende Nackenhaare nicht mehr sichtbar. Auch besteht grundsätzlich beim wilden Spiel oder Konflikten mit anderen Hunden eine erhöhte Verletzungsgefahr. Nur allzu leicht kann ein manteltragender Hund sich irgendwo verfangen, ein anderer Hund sich im Mantel verbeißen und an Schnallen etc. verletzen. Ich ziehe daher bei erwünschten Hundebegegnungen, wenn möglich, Rudi den Mantel aus, bei unerwünschten Begegnungen bleibt manchmal einfach nicht die Zeit dafür. Umso besser, wenn der Mantel sich schnell an- und ausziehen lässt. Auch besteht – und das meine ich durchaus mit Augenzwinkern – bei ständigem Manteltragen eine gewisse „Verweichlichungsgefahr“ beim Hund. Ich teste gerade in der Übergangszeit ganz bewusst immer wieder, wann der Mantel wirklich nötig ist. Ob es davon kommt oder andere Ursachen hat, kann ich nicht mit letzter Bestimmtheit sagen: Rudis Fell ist jedenfalls deutlich länger und dichter geworden, seine Toleranz gegenüber kalten Temperaturen jetzt in seinem dritten Winter, den er bei uns ist, hat sich merklich verbessert.
Ja, mein Hund hat eine Übergangsjacke!
Im 2. Teil sagen wir Euch, welche Erfahrungen Katinka gemacht hat und welche Hundemäntel sie für empfehlenswert hält.